Die Reise geht weiter und wir nähern uns dem Meer. Der Blick in den Himmel lässt das Meer schon erahnen, hoch über uns sehen wir Möwen ihre Bahnen ziehen. Endlich ist es so weit, wir sehen das Meer auf dieser Reise zum ersten Mal und versuchen auch, sobald wie möglich einen Spot an der Küste anzupeilen. Wir machen eine kurze Pause an einem schönen Sandstrand und vernaschen unser zuvor gekauftes Schokocroissant. Kurz vor dem Erreichen von unserem Parkplatz für die Nacht erwischen wir noch das letzte rötliche Schimmern des Sonnenuntergangs. In der Früh startet der Tag hoch auf Monte Argentario mit Traumwetter und wir genießen die Sonnenstrahlen beim Klettern.
Die nächste Nacht wollen wir näher beim Meer verbringen und wir werden schnell fündig: der Parkplatz von einem im Winter geschlossenen Campingplatz. Der Strand wirkt zunächst ruhiger als gedacht. Schon früh rasen die ersten Strandspaziergeher an. Der morgendliche Kaffee & Tee wird durch einen Hund unterbrochen, welcher versucht, mit uns zu spielen und dabei das Marmeladenglas mit Sand auffüllt. Das Abtrocknen nach einem mutigen Sprung ins kühle Meer wird durch einen Handtuchdieb, ein freilaufender Hund, kühler als erwartet. Die Besitzerin selbst hat Mühe und Not, dem Hund das Handtuch wieder wegzunehmen. Nach einer Jagd über den halben Strand gelingt dies doch und wir können uns abtrocknen. Wir entscheiden, die nächste Nacht auf einem ruhigeren Platz zu verbringen und fahren weiter Richtung Süden. Am Weg raus sehen wir noch, was sich im Winter sonst noch so am Campingplatz tut. Ein verwirrtes Stachelschwein kreuzt unseren Weg und eine Rotte Wildschweine kommt uns entgegen.
Die Verkehrstafeln für Höhenbegrenzungen sind hier immer erst sehr knapp vor den Hindernissen befestigt und wir versuchen deshalb öfter unser Glück, anstatt gleich die große Schleife zurück zu machen. Unseren Parkplatz erreichen wir erst im Dunklen, in der Früh bemerken wir den Glücksgriff dieses Plätzchens und gönnen uns Palatschinken zum Frühstück mit Ausblick aufs Meer.
Die kommenden Tage verbringen wir auf dem Parkplatz von "Da Guido", welchen wir als Ausgangspunkt für unsere Unternehmungen in Sperlonga und Gaeta verwenden. Außerdem lassen wir uns dort nach dem Klettern die selbstgemachten Köstlichkeiten schmecken und tauschen mit den anderen Kletterbegeisterten Tipps und Fotos aus. Der Strand in der Nähe lädt uns zu einem Sprung ins Meer ein, mit einer anschließenden Acro Yoga Session zum Sonnuntergang.
Am nächsten Tag verstauen wir die Räder im Bus und verlassen diesen wunderschönen Ort, es geht Richtung Hafen von Neapel. In Neapel verbringen wir nur wenige Stunden und fahren sehr pünktlich auf unsere Fähre auf, wo wir es uns an Deck gemütlich machen. Es gibt da sogar die erste warme Dusche seit Tagen (oder Wochen?). Das lustige an unser Fähre ist, dass sich unsere Fähre als letzte der drei Fähren auf den Weg nach Palermo macht, aber als erste dort ankommt. Die Nacht auf der Fähre ist sehr kurz und wir verlassen diese um 6:30 in Palermo. Gemütlich, nahezu unauffällig fahren wir über die Rampe aus der Fähre, als sich ein in zivil gekleideter Mitarbeiter der "Guardia di Finanza" unserem Gefährt nähert, seinen Ausweis vor unsere Windschutzscheibe hält und uns bittet, ihm zu folgen. In einem flüsternden, freundschaftlichen Ton versucht uns dieser zu entlocken, ob wir Drogen in unserem "unauffälligen" Camper mitführen. Nach 1-minütiger Kontrolle der geöffneten Seitentür sind wir entlassen und verlassen den Platz vor der Fähre. Wir stellen den Bus auf einen Parkplatz am Stadtrand von Palermo ab.
Die Räder gesattelt erkunden wir die Stadt und genießen die kulinarischen Leckerbissen am Markt. Der Tag ist lang. Wir sind die ersten, die mit den Fisch- und Gemüseverkäufern am Morgen den Markt betreten und die letzten, welche die Bäckerei am Abend halb leer kaufen. Die Nacht verbringen wir mit Aussicht, hoch über Palermo.
Mit Bewunderung betrachten (und beklettern) wir die riesigen Bäume im öffentlichen botanischen Garten und lassen keine Streetfood-Spezialität aus. Wir kosten uns durch Pizza, Canoli, Erdäpfelsandwich und Milzburger, DEM Streetfood in Palermo.
Diese Stadt ist bunt und laut, aber geschickt schlängeln wir uns durch den lebhaften Verkehr und sehen Stoppschilder wie die Locals nur als Hinweis. Zum Überholen wird gehupt, auch wenn die Roller in der Kreuzung stehen bleiben und so nicht sehen, wenn die Ampel wieder auf grün schaltet. Wir sind uns unsicher, ob italienische Autos Blinker besitzen. Wir bemerken, dass die Lust zum Klettern und zur Natur immer größer wird und machen uns am Abend auf den Weg nach "San Vito Lo Capo". Wir genießen die gewonnene Ruhe und den wunderschönen Platz auf der Steppe zwischen Meer und Felsen und freuen uns auf die kommenden Klettertage. Wir schlafen zum Rauschen vom Meer ein und werden von den Glocken der Kühe geweckt.
Etappe 2: 874 km am Land
Ach, San Vito Lo Capo.... sooo schön, waren erst letzten September dort. Genießt diese wundervolle Landschaft!