In Georgien gibt es eine sehr kleine Klettercommunity und noch weniger Leute, die Routen bohren. Einer der Haupterschließer ist ein mit 184cm Körpergröße eher großgewachsener Kletterer und die Schwierigkeitsgrade sind so bewertet, dass diese für kleinere Kletter*innen meist härter sind. Generell gilt in Georgien ein etwas anderes Bewertungssystem, man sollte zur angegebenen Bewertung immer mindestens einen Grad dazurechnen. Nach einigen Routen haben wir uns an die Kletterei hier gewöhnt und wissen so ungefähr, womit wir rechnen können. Schließlich erfreuen wir uns aber über die vielen Routen, die in den letzten Jahren erschlossen wurden. Schwerer als angegeben und extrem weite Hakenabstände sind besser als gar keine Routen!
Schwarzes Meer
In Georgien entdecken wir kurz nach der türkischen Grenze unseren ersten Kletterspot. Wir parken direkt vor den Wänden und neben dem Meer auf einem Truckerparkplatz. Die Temperaturen sind sehr heiß und wir starten gegen Abend eine Sportkletterei mit anschließendem Sprung ins Meer. Wir lernen hier auch zwei Kletter*innen aus Georgien kennen, welche uns anbieten, gemeinsam zu klettern, wenn wir in Chiatura sind. Der Fels hier in der Nähe von Batumi überzeugt uns nicht wirklich. Er ist sehr brüchig und nur mit viel Mühe schafft René eine 6a Route. Die guten Griffe sind wohl alle schon rausgebrochen. Außerdem herrscht hier eine Gelsen-Plage. Die tausend Stiche, die wir uns hier einfangen, lassen uns eine Woche schlecht schlafen. So ganz verstehen wir den Kletterspot hier nicht, auch wenn die Idee nett ist, in der Nähe von Batumi und gleich neben dem Meer eine Möglichkeit zum Klettern zu haben.
Kutaisi
In Kutaisi klettern wir zur heißesten Zeit in einer der wärmsten Regionen in Georgien. Wir verbringen hier am Stadtrand einen Nachmittag und probieren uns an den Routen. Die Hitze ist so erdrückend, dass wir unseren Schweiß fast nicht von den Fingern bekommen. Die Routen sind jedoch sehr vielversprechend, wenn diese Hitze und die Millionen Gelsen nicht wären. August ist definitiv nicht der richtige Monat, um dort Spaß beim Klettern zu haben. An die in Georgien immer um ein Grad niedrigere Bewertung haben wir uns hier schon mal gewöhnt.
Sveri
In Sveri müssen wir eine abenteuerliche Anfahrt über eine Straße, die über viele Berge und Täler führt, meistern. Das letzte Stück führt uns über eine sehr schmale und steile betonierte Straße, welche am Ende das Umdrehen mit unserer Länge nur haargenau möglich macht. Wir sind gegen späten Nachmittag hier und die Temperaturen sind auch hier noch sehr heiß und schwül. Die Kletterzüge sind bei vielen Routen in diesem Gebiet sehr weit, der Kalkstein jedoch trotz der Hitze einigermaßen griffig und kompakt. Wieder sind die Schwierigkeitsgrade in den unteren Graden eher zufällig gewürfelt und die Hakenabstände fast unsicher weit. Wir geben Renés Mama eine Einführung ins Klettern und gewinnen einen neuen Kletter-Fan. Die Fahrt nach oben zurück zur Straße geht sich mit viel Schwung gerade so aus, fast hätten wir für immer auf diesem Platz parken müssen.
Mestia
In der Nähe von Mestia, neben einem Gletscherfluss, verbringen wir in einer atemberaubenden Bergkulisse unsere Pausetage vom Wandern und genießen die wenigen Genusskletterrouten in teils brüchigen, teils kompakten Wänden.
Katskhi
In Katskhi sehen wir beim Klettern das Kloster, welches auf einem 40m hohen Steinturm steht. Diese Kulisse und die vielen Routen waren Gründe, hier mehrere Tage zu verbringen. An diesem Ort kommen wir in unserer Zeit in Georgien dreimal vorbei.
Das Gebiet ist das größte in Georgien und bietet eine abwechslungsreiche Kletterei, vom Überhang bis hin zur Plattenkletterei ist alles dabei. Der Spot ist auch optimal bei Schlechtwetter, weil die meisten Routen trotz Regen trocken bleiben, die sichernde Person allerdings nicht. Unser 1,84m große Kletterfreund hat hier das meiste gebohrt und so sind die Züge und Hakenabstände wieder unglaublich weit. Die Bewertungen sind auch sehr georgisch und so schrauben wir unser maximales Kletterlevel ein paar Grade nach unten. Spaß macht es hier trotzdem.
Chiatura
Wir parken hier über der Stadt und sind nach einem kurzen, 15-minütigem, Abstieg bei den Routen, mit einer Aussicht über die alte Bergbaustadt. Wir verabreden uns hier mit einem Kletterer, welchen wir beim Klettern am Schwarzen Meer kennengelernt haben. Die Routen sind sehr schön und kompakt und meistens in guten Abständen gebohrt. Manchmal stimmt unserer Meinung nach sogar die Bewertung. Anfang September sind die Temperaturen hier auch erträglich und der Fels erstaunlich wenig abgegriffen. Kein Wunder, unser Freund erzählt uns, dass es außer ihm nur noch einen anderen Kletterer in dieser Stadt gibt.
Arsha
Das Klettergebiet nützen wir wegen der optimalen Lage und Nähe zu Stephanzminda im Großen Kaukasus als Pausetag zwischen unseren Bergtouren. Im Chaukhi-Massiv wollen wollen wir Mehrseillängen klettern, was daraus geworden ist, kannst du in diesem Beitrag lesen. Die Wände bieten kompakte, senkrechte Wandklettereien in einer wunderschönen Bergkulisse. Über uns ziehen Adler ihre Bahnen und unter uns grasen die Pferde zwischen wilden Bächen. Vielleicht ist es das schönste Klettergiebt in Georgien.
Tbilisi
In Tbilisi erkunden wir einen urbanen Kletterspot in den Wänden von einem verlassenen Monument. Das alte Monument wird jetzt als Sportklettergebiet genützt und bietet eine coole Kletteratmosphäre mit bis zu 40m langen Routen. Für die meisten Routen wurden Kunstgriffe aus Plastik verwendet, für manche auch echte Steine eingemauert oder Löcher in die Wand geschlagen.
Comments